Wie am Beispiel weiter oben aufgezeigt, sind die unterschiedlichen Formen der Sprache durchaus beachtlich. Es ist davon auszugehen, dass sich ein Sinto aus Hamburg nicht mit einer Romnja aus Bulgarien problemlos unterhalten kann. Die einzelnen Dialekte haben über die Jahrhunderte auch Lehnwörter aus der Mehrheitsgesellschaft übernommen, was die Kommunikation weiter erschwert. Romanes ist nicht standardisiert und wird in viele verschiedene Dialekte gesprochen.
Die Sprachwissenschaft ist in dieser Fragestellung, die am besten untersuchte Disziplin und bietet daher noch die gängigste Erklärung der Unterschiede. Etymologisch konnte nachvollzogen werden, dass die Gruppe, die sich selbst als Sinti bezeichnet und mehrheitlich in Nord- und Westeuropa sesshaft geworden ist, früher bzw. schneller nach Europa gekommen ist, ohne länger im persischen Sprachraum oder auf der Balkanhalbinsel zu verweilen. Das Romanes, das Roma auf dem Balkan sprechen, beinhaltet viele altgriechische Wörter, der von den Sinti gesprochene Dialekt nahezu keine. Folglich sind diese vermutlich „in einem Ruck“ gewandert und die anderen eher zyklisch.
Eine andere Theorie verfolgt einen geographischen Ansatz und geht davon aus, dass es sich um differenziertere Ursprungsvölker als bisher gedacht, handelt. Hier wird die These aufgestellt, dass Sinti aus der Gegend stammen, die wir im heutigen Indien „Sindh“ nennen und Roma aus Punjab. Weitere Publikationen hierzu könnten mehr Erkenntnis bringen.
Bekannte Gemeinsamkeiten all dieser Gruppen sind: Die mündliche Weitergabe der Sprache, Geschichte und Kultur an nachkommende Generationen sowie ein besonderer Stellenwert der Familie und der älteren Menschen. Leider gehören auch Diskriminierungserfahrungen dazu und die Tatsache, dass all diese Menschen als „Zigeuner“ zusammengefasst und diskreditiert wurden und werden.